Noch nie kamen mehr Gäste zur Verleihung des „Maria-Westerhorstmann-Preises“ als jetzt bei der Auszeichnung von Dr. Bernd Zinselmeyer. Für die mehr als 150 Freunde, Verwandte und Interessierte in der Stadthalle Delbrück mussten noch einige Stühle hinzugestellt werden.
Die Laudatio auf den in Westenholz aufgewachsenen, mittlerweile 42-jährigen Wissenschaftler, hielt CDU-Stadtverbandsvorsitzender Reinhold Hansmeier. Obwohl oder gerade weil Dr. Bernd Zinselmeyer der erste Preisträger ist, der seinen Wohnsitz außerhalb Europas in den USA hat, war sein Blick in die Heimat differenziert, voll des Lobes, aber auch kritisch. Er arbeitet an der Washington University in St. Louis, eine der Top-Unis in den USA, die mehr als ein Dutzend Nobelpreisträger hervorbrachte und zuletzt auch Schauplatz einer der drei Trump-Clinton-Fernsehdebatten war. Er berichtete von seiner Arbeit im Speziellen, den riesigen Erfolgen der Krebsforschung im Allgemeinen und prognostizierte weitere große Fortschritte auf diesem Gebiet für die nahe Zukunft. Ein Grund dafür sind für ihn die Forschungsmöglichkeiten in den USA, von denen er schwärmte. Für Forschung würden im amerikanischen System viel unbürokratischer, schneller und mehr Mittel zur Verfügung gestellt als etwa in Deutschland. Seine eigene Krebserkrankung erwähnte er zwar nur am Rande und unabhängig von seiner Arbeit, sie unterstrich ohne jede Effekthascherei aber die Bedeutung seiner Forschung.
Politik und Gesellschaft, in Deutschland genauso wie in den USA, warnte er vor Bequemlichkeit und Eitelkeit. An seiner Delbrücker Heimat schätzt er die lokale Verbundenheit, wo jeder noch jeden kennt und wo man miteinander spricht. Die Scheinwelt des Internets biete für jeden zwar ungeahnte Möglichkeiten, aber auch Gefahren. Einerseits sei es eine unerschöpfliche Informationsquelle zum Wohle aller, anderseits biete es auch eine Plattform für Menschen, die dort über große räumliche Distanzen hinweg Gruppen bilden, um sich über Verschwörungstheorien oder andere wirre Gedanken auszutauschen – und sich darin zu bestärken. Er, der selbst die Hauptschule in Westenholz, die Realschule in Delbrück und das Gymnasium in Lippstadt besuchte, sprach sich für das klassische dreigliedrige Schulsystem aus und kritisierte die Entwicklung der deutschen Schullandschaft in den letzten Jahren.