Linnemann fordert Gesellschaftsjahr

Foto: Oliver Schwabe

stellvertretender Bundesvorsitzender der CDU Deutschlands zu Gast bei der senioren-Union in Delbrück

 Von Jürgen Spies

Es sind diese Termine, die Carsten Linnemann so liebt, an der Basis in seinem Wahlkreis, in diesem Fall zum wiederholten Mal als Gast der Senioren- Union der CDU Delbrück: Bentfeld statt Berlin, Jahreshauptversammlung statt Krisensitzung.

Dass aber auch beim Treffen der CDU-Senioren im See-Hof Franke der Krieg in der Ukraine nicht ausgeblendet werden konnte, lag auf der Hand.

„Putins Aggression erschüttert unsere europäische Friedens- und Werteordnung. Deshalb ist völlig klar, dass wir mit harten Sanktionen antworten müssen – auch wenn das zu spürbaren Folgen für Verbraucher und Unternehmen in Deutschland führt. Völkerrecht ist wichtiger als wirtschaftliche Interessen“, unterstrich der stellvertretende Vorsitzende der CDU Deutschlands. Der Ukraine- Krieg führe schonungslos vor Augen, „dass Frieden kein Naturgesetz ist.“ Günter Knoche, Vorsitzender der Senioren-Union Delbrück, hatte Linnemann schon vor einiger Zeit eingeladen, um aus erster Hand Informationen zu bekommen, welche Inhalte das neue CDU-Grundsatzprogramm haben soll.

Der Politiker aus Paderborn steht verantwortlich an der Spitze einer Kommission, die bis 2024 die neuen Leitsätze der Union auf etwa zehn Jahre hinaus formulieren und ausarbeiten wird. Linnemann sagte in Bentfeld: „Wir müssen wieder deutlich machen, wofür die CDU steht und wofür nicht. Wir sind inhaltlich entkernt. Deshalb haben wir die Wahl verloren. Es wurde nicht Olaf Scholz zum Kanzler gewählt, sondern wir wurden abgewählt. Dabei haben wir mit dem christlichen Menschenbild und der Sozialen Marktwirtschaft ein unverrückbares Fundament. Am Ende unserer programmatischen Erneuerung müssen unverwechselbare Positionen stehen, hinter denen sich viele Menschen versammeln können.“ Die „Weiter-so-Strategie“ vor der Bundestagswahl 2021 sei jedenfalls falsch gewesen. Es dürfe keine Scheuklappen mehr geben, die CDU dürfe nicht vor Debatten zurückschrecken.

Stark machen will sich der 44-Jährige unter anderem für ein verpflichtendes Gesellschaftsjahr für Schulabgänger. Das Gesellschaftsjahr könnte bei der Bundeswehr, beim THW, bei der Feuerwehr, im Pflege- und Sozialbereich, bei Vereinen oder auch im Ausland abgeleistet werden. Linnemann: „So könnten wir nicht nur die Bundeswehr und den Katastrophenschutz stärken, sondern auch die zunehmende Anonymität, Polarisierung und zunehmende soziale Kälte bekämpfen.

"Es würde jungen Menschen zeigen, dass es auch Pflichten gibt."

Dr. Carsten Linnemann

Es würde jungen Menschen zeigen, dass es nicht nur Rechte in einem Staat gibt, sondern auch Pflichten. Es würde einen Perspektivwechsel ermöglichen, soziale Kompetenzen schulen und ein Bewusstsein dafür schaffen, wie bereichernd es sein kann, sich für andere Menschen und für das Wohl der Gesellschaft einzusetzen.“

Zu Beginn des Jahreshauptversammlung hatte Günter Knoche im Anschluss an Grußworte von Peter Fröhlingsdorf sowie Bernhard Hoppe-Biermeyer darauf hingewiesen, dass die Coronasituation den Veranstaltungsreigen der SU Delbrück (143 Mitglieder) zwei Jahre lang erheblich eingebremst habe. Unter anderem musste die Jubiläumsfeier abgesagt werden, zu der SU-Bundesvorsitzender Otto Wulf bereits sein Kommen zugesagt hatte.

Quelle: Westfalen Blatt